Knochenatrophie - warum verändert sich der Knochen ?
Funktion und Halt der Prothese(n) verschlechtert sich
Als Prothesenträger kennen Sie vielleicht das Phänomen: Ihr
Zahnarzt teilt Ihnen bei einer Kontrolluntersuchung mit, daß Ihre
Prothese "unterfüttert" und neu angepaßt werden muß. Dieser
Prozeß findet dann über die Jahre in mehr oder weniger
regelmäßigen Abständen wiederholt statt. Zwischen diesen
Unterfüterungsintervallen verschlechtert sich der Halt Ihrer
Prothese(n) nicht selten dramatisch ! Insbesondere die untere
Prothese macht immer mehr Probleme.
Sie stellen sich vielleicht die Frage: Warum schwindet mein
Kieferknochen und warum funktioniert meine Prothese nicht
mehr so gut?
Es war einmal ...
Die gesunden Zähne eines Menschen sitzen in den sogenannten Alveolen. Gleichsam wie ein Baum mit seinen Wurzeln in der Erde "verwurzelt" ist, so ist der gesunde Zahn über die "Sharpeyischen Fasern" mit dem Knochen verbunden. Die Fasern verlaufen "von
oben am Knochen nach unten am Zahn" (siehe Grafik). Die Fasern
bestehen aus kollagenen Fibrillen, sind geringfügig elastisch und dehnfähig.
Somit ist der Zahn im Knochenfach "federnd aufgehängt".
Umwandlung von Druck- in Zugbelastung
Über die Anordnung der Fasern wird nun der beim Zerkleinern der Speise entstehende Kau-Druck
(Druckbelastung des Zahnes) in Zugbelastung am Kieferknochen umgewandelt.
Wie bei einer Hängematte zwischen zwei Bäumen (siehe Grafik).
Die Knochenzellen des Kieferknochens sind auf diese Zugbelastung physiologisch ausgelegt und der Knochen behält dadurch seine Festigkeit.
Wenn die Zähne verloren gehen ...
Solange die Zahnreihe nur vereinzelt Lücken aufweist,
kann die Zahnreihe durch Kronen, Brücken oder ev. in Kombination mit Implantaten wieder ergänzt werden. Ist die Zahnreihe aber soweit reduziert, daß diese Konstruktionen nicht mehr weiterhelfen, muß ein herausnehmbarer Zahnersatz angefertigt werden. Diese Konstruktionen werden dann an den noch verbleibenden Zähnen befestigt und werden Teilprothesen genannt. Ob diese Teilprothesen als einfache Klammerprothese oder als telekopierende Kombinationsprothese (siehe Grafik) angefertigt wird, verändert nichts an der nun anderen, ungünstigeren Situation: die auf der Schleimhaut aufliegenden
Prothesenabschnitte (besonders die sog. Freiendprothesen) belasten fortan den darunter liegenden Knochen ausschließlich mit (Kau-)Druck !
Die Umwandlung in Zubelastung findet nicht mehr statt und der Knochen wird unphysiologisch belastet ! - das heißt: der Knochen atrophiert mit zunehmender Zeit immer mehr.
Wie kann man diesen nachteiligen Prozeß verlangsamen oder gar verhindern ?
Die Passung, der exakte Sitz und die Funktion einer Prothese ist im Wesentlichen von drei Faktoren abhängig:
- vom Patienten: Die Qualität der vorhandenen Strukturen, die als Grundlage für die Prothese dienen, wie z.B. Topographie und Ausprägung des Knochenmaterials, Speichelmenge (viel/wenig) und Speichelkonsistenz (niedrig-/hochviskos), mentale und motorische Geschicklichkeit
- vom Zahntechniker: die handwerkliche Umsetzung der Vorgaben und die Auswahl der zu verarbeitenden Materialien muß gewissenhaft und präzise erfolgen. Erfahrung in der Beurteilung der patientenspezifischen Parameter sollten durch intensive Zusammenarbeit und Kommunikation mit Behandler und Patient gegeben sein.
- vom Behandler: Erfahrung, Routine, welche Schule und Auffassung vertritt er (es gibt viele Lehren und Teillösungen), Gewissenhaftigkeit, manuelles Geschick, fachliche und soziale Kompetenz.
Schlußfolgerung und Zielsetzung
Werden die beteiligten Muskeln, Bandapparate und die beweglichen Schleimhautareale in ihrer dynamischen Bewegungen (Schreien, Schlucken, Gähnen, Lachen etc.) durch die aufgelegte Prothese behindert, wird die Prothese aus dem Prothesenlager gehebelt. Will der Patient jetzt kräftig zubeissen, muß er vorerst unter Zuhilfenahme der Zunge und Wangenmuskulatur die Prothese über den Knochen in Position "jonglieren", um dann die Prothese wieder in ihr Prothesenlager zu pressen. Diese immer wieder stattfindende Mobilität der Prothesen führt zu vielen kleinen Fehlkontakten (Trigger), die Scheuer- und Druckstellen, kleine Einschnitte oder gar eine Perforation der Schleimhaut nach sich ziehen können. Diese nichtvorhandene "Ruhestabilität" einer Prothese führt zur beschleunigten Kieferknochen-Atrophie!
Im Umkehrschluß bedeutet dies: Die Prothesenrandbegrenzung muß durch ein entsprechendes Vorgehen bei der Abdrucknahme äußerst exakt definiert und im Abdruck festgehalten werden und soll den physiognomischen Gegebenheiten des Patienten entsprechen. (s.a. Prothesen-Schnelltest)
Vertrauen ist die Basis des Erfolges
Wir arbeiten mit allen zur Verfügung stehenden Systemen und Materialien, die der Markt anbietet und unsere Ärzte jeweils favorisieren. Ein Allheilmittel auszurufen, wäre nicht seriös und würde nur falsche Hoffnungen wecken. Auch die beste Technik und alles Wissen um die Zusammenhänge bringt den Knochen nicht wieder zurück. Von daher gesehen muß das Ziel sein, das "bestmögliche Ergebnis" mit allem Engagement und Können anzustreben. Viele nahmhafte Prothetiker (Gerber, Gysi, Schreinemaker etc.) haben probate Teillösungen entwickelt, aber immer wieder stoßen auch diese Rezepte an ihre Grenzen. Die einzige Komplettsystematik (hier sind zahntechnische und medizinische Maßnahmen angesprochen) wird durch die Ludwigs-/IAS Technik repräsentiert, ist wissenschaftlich abgehandelt worden und ohne Ausnahme positiv beurteilt worden. In enger Zusammenarbeit mit unseren Ärzten haben wir damit auch schwierigste Kieferverhältnisse erfolgreich behandelt.
Kosmetisch ästhetische und auch phonetische Aspekte fließen mit ein und helfen, die Ausstrahlung des Menschen positiv zu beinflussen.